Erholung vom Stress – aber wie?
Wie kann ich mich vom Stress am Besten erholen
Es gibt viele Angebote die uns scheinbar Erholung vom Stress versprechen. Der Kurzurlaub im Wellnesshotel, Massagen, Joggen, Bewegungssportarten. Doch die Suche nach der Entspannung muss dort anfangen, wo sie auch wirken soll: bei uns selbst.
Stress ist eine natürliche Reaktion
Es ist wichtig zu verstehen, dass Stress zuerst einmal eine natürliche Reaktion und grundsätzlich positiv ist. Auf einen gewissen Reiz schüttet der Körper in sekundenbruchteile Hormone wie Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin aus, um körperliche Reaktionen in Gang zu setzen, die uns in einer Gefahrensituation zu Höchstleitungen antreiben:
Der Puls wird erhöht, der Blutdruck steigt, es wird vermehrt Sauerstoff durch schnelle Atmung zugeführt, Energiereserven werden verbrannt und den Muskeln zur Verfügung gestellt, der Blutzuckerspiegel steigt an. Wir sind bereit zum Kampf oder Flucht, eine jahrtausendealtes evolutionär sinnvolles Verhaltensmuster. Energieverbraucher, die in dieser kritischen Situation nicht benötigt werden, werden zurückgefahren, bzw. eingestellt: Verdauung, Sexualfunktionen, Immunsystem, Muskeln die nicht dringend benötigt werden, werden schlaff.
Stress wird nur kritisch, wenn er chronisch wird
Nachdem der Organismus diese kritische Situation gemeistert hat, fängt die Erholungsphase an. War zuvor das sympathische Nervensystem aktiv, kommt jetzt die parasympathische Phase. Hormone wie Serotonin, Dopamin und Melatonin „bremsen“ die Aktivierung, die Erholung und Regeneration setzt ein.
Dies benötigt Zeit. Zeit, die wir heute oft nicht mehr haben, bzw. uns nicht gönnen. Wir hetzen von einer Stressaktivierung zu nächsten. Die Folge: Der Körper kann sich nicht mehr erholen, der Stress wird chronisch. Wir werden krank durch Stress. Schlafstörungen, Verspannungen, Rücken-/Nackenschmerzen, Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme sind die Folge.
Wir brauchen Pausen um unseren Stoffwechsel zu regulieren
Eine häufige Reaktion von gestressten Menschen, die in ihrem Beruf ständig Höchstleistungen abrufen, ist, dass sie dies auch in ihrer Freizeit tun. Sie gehen in den „work-out“, sie „powern sich aus“, sie „reagieren sich ab“. Höchstleistung also auch in der Freizeit: Spinning, Marathon, Schwitzen, hochroter Kopf.
Die angestaute Energie durch die kontinuierliche Hormonausschüttung (im Büro können wir weder kämpfen noch weglaufen) wird so abgebaut. Der gestresste Manager fühlt sich kurzfristig wohl. Doch letztendlich hat er nur eines erreicht: Sein schon höchst beanspruchten Körper wurde noch weiter beansprucht, er betreibt Raubbau an seinen Energiereserven. Mit Entspannung hat dies nichts zu tun.
Ebenso finden wir keine tiefe Entspannung, wenn wir im Kurzurlaub die Beine hochlegen. Das hilft zwar dem Körper etwas zu erholen, jedoch sind wir Gefangen in unseren Stressmustern. Die Gedanken kommen nicht zur Ruhe, bis zur nächsten stressauslösenden Situation ist es nicht weit (der Stau auf der Rückfahrt).
Angepasste Bewegungen zum Stressabbau
Sanfte Körperbewegungen sind selbstverständlich gut, um Stress abzubauen: Angepasster Ausdauersport (in der Aeroben Zone, ca. 70-80% der maximalen Herzfrequenz – darüber kann der Körper den Sauerstoffbedarf nicht mehr decken), asiatische Bewegungsformen wie Tai Chi, QiGong oder Yoga.
Aber auch Tanzen, Gartenarbeit oder Spazierengehen. Ideal an der frischen Luft, die viel Energie (im Yoga spricht man von Prana, im TCM von Chi) beinhaltet. Der Körper und unser Zentrales Nervensystem wechseln von sympathischer in parasympathischer Erregung, sogenannte Glückshormone werden ausgeschüttet. Bei besonderer Stressbelastung können spezielle Massagen oder Ayurveda-Kuren unterstützend wirken um Verspannungen zu lösen und den Stoffwechsel anzuregen.
Meditation: Tiefe Entspannung findet im Kopf statt
Doch nutzt dies nur, wenn wir zugleich auch auf mentaler Ebene die Entspannung suchen und trainieren. Im Ruhezustand leitet unser Gehirn kurioserweise noch mehr als im konzentrierten Arbeitszustand. Nur wenn wir entspannen, sortiert unser Gehirn alle Informationen so, dass wir sie im Aktivzustand auch wiederfinden und Ereignisse schnell verarbeiten können. Es gibt umfangreiche Studien welche die Wirksamkeit von Meditation wissenschaftlich belegen. „Hirnforscher wissen: Beim Nichtstun sind genau jene Hirnregionen aktiv, die für das soziale Denken wichtig sind.“ (FAZ Sonntagszeitung vom 26. Juli 2015).
Oder wie es schon vor einigen tausend Jahren in der philosophischen Grundlage des Yoga formuliert wurde: „Im Zustand von Yoga verlieren sich all die vorgefassten Meinungen und Vorstellungen, die uns daran hindern, wirklich zu verstehen. Wir lassen ab von unseren Vorurteilen. Wir werden offen und haben zum Beispiel auf einmal die Möglichkeit, einen anderen Menschen in all seiner Tiefe, in seiner Freude und in seinem Leid zu erkennen und von seinem Wesen berührt zu sein.“ (Interpretation des Yogasutra 1.3 von T.K.V. Desikachar).