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Yoga im Fitnessstudio

Warum ich gerne Yoga im Fitnessstudio unterrichte

Yoga im Fitnessstudio: Geht das gut!?

Schwere Gewichte. Maschinen die wie Folterwerkzeuge aussehen. Glänzender Linoleum-Boden, Konservenmusik. Und in der Luft Adrenalin, Testosteron und jede Menge Ego: Breite Schultern, trainierte Sixpacks, knackige Hintern. In zu knappen und noch enger anliegende Stretchklamotten: Gut aussehen, attraktiv sein, sexy sein – darauf kommt es an.

Yoga im Fitnessstudio üben
Heldenhaft im Fitnessstudio

Natürlich passt der Yoga hier nicht her. Ruhe, Kontemplation, in sich kehren, Stille suchen, letztendlich: Zu sich finden. Findet man Antworten zum Sinn des Lebens bei gepresstem Atem mit hochrotem Kopf?

Natürlich passt der Yoga hier her! Gerade deswegen. In einer Welt, die sich immer schneller dreht, in der es fast immer um das Aussen, um das Materielle geht, braucht es den Yoga umso mehr.

Körperliche Verspannungen lösen. Doch auch mental?

Denn in dieser Welt gibt es auch Menschen, die merken, dass es so wie bisher nicht mehr weitergehen kann: Sie leiden unter Stresssymptomen wie chronische Müdigkeit, Erschöpfung, Verdauungsprobleme, Nervosität. Dazu Schlafstörungen und Gereiztheit, die das Leben stark beeinträchtigen. Bei anhaltendem Stress kommen zudem oft Rückenschmerzen, verspannte Schultern oder Gelenkschmerzen hinzu.

Körperliche Betätigung im Fitnessstudio kann also durchaus helfen, verspannte Muskeln zu lösen, Muskulatur aufzubauen und mehr Flexibilität in den beteiligten Bändern und Strukturen zu erzielen.

Die Ursachen für Stress und Unzufriedenheit liegen tiefer

Ich erlebe oft, dass Klienten von mir zwar regelmässig in Sportstudios trainieren, sich kurzfristig danach auch besser fühlen („Workout“, „abreagieren“, „Stress abbauen“) – aber letztendlich doch nur oberflächlich ihre Stress-Symptome angehen. Die eigentliche Ursache ihres Leidens bleibt weiterhin im Schattenbereich: Unterdrückte Gefühle, einengende Wertvorstellungen, nie zur Ruhe kommende Gedanken, tief sitzende Blockaden.

Und nicht selten ist zu beobachten, dass falsch trainiert wird: Zu hohe Frequenz, zu schnell, zu hektisch und unpräzise mit grosser Verletzungsgefahr führt zu kaum nachhaltigem Trainingserfolg (siehe auch Artikel zum Thema falsches Training bei Stress und Burnout). Oft werden die eigenen Grenzen missachtet, darüber hinweggegangen: Schliesslich tut man das im stressigen Berufsalltag non-stop, warum sollte es im Fitnessstudio anders sein?

Yoga im Fitnessstudio
Yoga und Kraft: Alles im Gelben Bereich?

Yoga im Fitnessstudio: Achtsamkeit und Bewusstheit

Natürlich passt der Yoga hier her. Er muss sogar hierher: Achtsames Atmen, bewusste Körperwahrnehmung, individuell angepasste Übungen, fordern und fördern, Grenzen erkennen und annehmen. Aber niemals überfordern.

Und wenn in einer Übungsstunde etwas von der Yoga-Philosophie einfliessen kann, umso schöner. Yogaścittavŗittinirodhah, tadā draştuh svarūpe ´vasthānam: Der Zustand des Yoga ist, wenn die Wellen des Geistes sich beruhigen und wir bis zum Grund unseres Seins blicken können.

Wenn erste einmal ein kleines Saatkorn gesetzt ist, kann vieles wachsen.

Natürlich ist es ein weiter Weg im schwitzigen Fitnessstudio zu dhāranā, dhyāna und samādhi (meditative Techniken und tiefe Erkenntnis) – doch ist es das nicht auch im schönsten, schick eingerichteten Yogastudio mit Menschen die Ihre Yogamatte gerne als neues Statussymbol zur Schau durch die Gegend tragen?

Bewusstes sanftes Atmen als Zugang

Ich darf immer wieder die Erfahrung sammeln, dass durch bewusstes, gleichmässiges und sanftes (!) Atmen (dīrgha-sūksmah) und achtsames Ausführen der Körperübungen, asanas, schon sehr viel bewegt werden kann.

Menschen werden sensibler, sie öffnen sich, reflektieren. Man sieht es in Ihrer Körperhaltung (stirasukhamāsanam):

Anstrengung und Verspannung lösen sich nach und nach auf: sinkende und weich werdende Schultern, ein sich öffnendes Herz, ein sanftes Lächeln.

Ist das nicht wunderbar zu beobachten – auch im Fitnessstudio?

Yoga gegen Stress im Fitnessstudio
Yoga und Fitnessstudio ist kein Widerspruch

 

Anmerkungen

Stirasukhamāsanam: Die ideale Haltung ist kräftig, stabil und zugleich ganz weich und sanft.

Dīrgha-sūksmah: „Die Atemtechnik wird geübt mit umsichtigen Einfühlen in die Ausatmung, die Einatmung und das Anhalten, die Körpergegend, in der sich die Atmung abspielt, die Länge jeder Atemphase und in die Anzahl der Atemzüge. Dabei wird der Atem lang und zugleich sanft geführt.“

Über den Autor

Stefan Geisse ist diplomierter Yogalehrer, Ayurvedischer Ernährungs- und Lebensstilberater (REAA), zertifizierter Gesundheitscoach und hilft Menschen Stress zu bewältigen und wieder zu alter Stärke zurückzufinden. Er unterrichtet nicht nur in Yogastudios sondern auch im in der Region Zürisee im Chilifitness: Männedorf Mittwochs, 7.20 – 8.20, Dürnten Mittwochs, 19.00 – 20.00 und Donnerstags 10.00 – 11.00 Uhr. Er leitet verschiedene Stress-Auszeiten in Klöstern, auf Mallorca, Elba, Hawaii und im Allgäu.

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